FIBO 2022 – Wir waren dabei
Seit 2019 war das erste Mal wieder FIBO … wir waren dabei. Und ich bin sehr zwiegespalten.
Auf der einen Seite war es super, dass sich die Branche wieder in Präsenz getroffen hat. Und erst dann merkt man, wie das die letzten zwei Jahre gefehlt hat. Es war wie ein großes Klassentreffen und die Atmosphäre war sehr entspannt und zugewandt.
Auf der anderen Seite war es erschreckend, wie wenig Stände es in Summe gab. Es waren bereits weniger Hallen angekündigt, aber selbst die waren auch noch sehr luftig gefüllt und teilweise nur zur Hälfte belegt. Auch große Gerätehersteller und in den letzten Jahren Garanten für große Stände und viel Zulauf waren gar nicht vertreten. Auf Rückfrage bei den Herstellern wurde angegeben, dass das häufige Verschieben und der zu kurze Planungshorizont es fast unmöglich machten, eine gescheite Planung umzusetzen.
Auch haben echte Innovationen gefehlt. Die Unternehmen hatten zwei Jahre Zeit, sich wirklich was zu überlegen, aber der Funke ist leider nicht wirklich übergesprungen. Auch der FIBO Award, der solche Innovationen aufdecken und bewerten soll, hat mich persönlich leider enttäuscht. Z. B. wurden Produkte im Bereich Nachhaltigkeit ausgezeichnet, die damit nur wenig zu tun haben. Wenn ich mir das als Branche, Unternehmen oder FIBO auf die Fahnen schreibe, dann sollte ich das weiterdenken – viel weiter. Es gibt bereits Hersteller, deren Geräte es ermöglichen, Strom zu produzieren und diesen auch einzuspeisen. Das ist ein Anfang – aber das geht mir noch nicht weit genug. Hier muss in der nächsten Zeit mehr geschehen, sonst verliert man eine Menge Glaubwürdigkeit und auch Zielgruppen, denen Nachhaltigkeit wichtig ist. Und ich rede nicht davon, dass man sich als Gerätehersteller Solarpanels aufs Dach schraubt. Hier sollte es auch um soziale Nachhaltigkeit, Klimaschutz, nachhaltigen Konsum, nachhaltige Energie usw. gehen.
Wie wird es mit der FIBO weitergehen?
Wenn man sich mal umhört, sind die Meinungen über die FIBO sehr verschieden. Das reicht von „dem letzten Zucken der FIBO“ bis zum „Startpunkt für eine neue Entwicklung in der Branche“. Ich stelle mich hier, trotz aller Kritik, auf die Seite der Optimisten. Die FIBO wird sich in den nächsten Jahren wieder entwickeln und ausweiten und die Besucher- und Ausstellerzahlen werden zunehmen – wenn sich die FIBO und die Branche bewusst machen, was es dazu braucht.
Ein Vortrag hat das auf den Punkt gebracht: Dr. Dr. Homayun Gharavi hat im Kontext der Systemrelevanz der Fitnessbranche gesagt, dass sie das noch nicht ist, weil die Branche noch nicht verstanden hat, Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung für die Menschen und die Gesellschaft als ein wichtiger Teil der Gesundwerdung und Gesunderhaltung.
Die FIBO war wieder eine herausragende Möglichkeit, sich über die Branche zu informieren und sich vor allem persönlich auszutauschen und inspirieren zu lassen. Und ich bin optimistisch, dass es nicht das letzte Zucken war, sondern das sich die FIBO als weltgrößte Leitmesse im Fitness- und Gesundheitsbereich wieder entsprechend entwickelt.
Autorin: Anne Seyfert